Tribunal by Klaus Erfmeyer

Tribunal by Klaus Erfmeyer

Autor:Klaus Erfmeyer [Erfmeyer, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-09T16:00:00+00:00


Frodeleit stand im Stolleneingang. »Herr Knobel, kommen Sie bitte! Herr Bromscheidt drängt auf den Fortgang der Sache.«

Er hielt die Hände vor der Brust verschränkt.

»Wie soll ich mich verhalten?«, flüsterte Löffke.

»Wir bleiben bei unserer Strategie. Greifen Sie Frodeleit an! Demontieren Sie ihn!«, forderte Stephan.

Sie gingen wieder zurück. Löffke stellte die Wasserflaschen im Stollen ab. Als sie in die Halle traten, hatte sich Frodeleit wieder hinter das Richterpult gesetzt. Stephan stellte die Taschenlampe neben der Tür zu dem Gefangenenstollen ab. Verena war in der Zwischenzeit auf ihrem Platz geblieben. Sie würde sagen, dass sie nichts weiter zu tun wisse und nur noch Zuschauerin sei. Ihr war nicht entgangen, dass Löffkes Attacken gegen ihren Mann ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Sie ahnte, dass die von Knobel erwirkte Unterbrechung dazu benutzt werden sollte, sich strategisch auszurichten, und witterte eine beginnende Allianz zwischen den Löffkes auf der einen und Knobel und Marie auf der anderen Seite.

Dörthe atmete schwer.

Verena verachtete dieses Keuchen. Kein einziges Mal hatte sie Dörthe dazu bewegen können, sich an ihren Fitnessgeräten zu versuchen. Dabei hatte Dörthe sie selbst darum gebeten, sie ihr einmal zu zeigen und sie in die Übungen einzuweisen. Nur mit Mühe hatte Dörthe Gewichte gestemmt, während Verena sich leichtfüßig auf dem Laufband bewegte, Dörthe anfeuerte und ihr als Lohn Cantuccini und Kaffee in Aussicht stellte. Wie erwartet war Dörthe alsbald unter der ungewohnten körperlichen Anstrengung zusammengeklappt. Erst hatte sie nur geschwitzt, dann krampfhaft das Keuchen zu unterdrücken versucht und alle Bewegungen reduziert, ohne dass sie sich beruhigen konnte. Dörthe plagte sich weiter mit den Gewichten ab, während Verena ununterbrochen auf dem Laufband lief. Dörthe war es peinlich aufzugeben. Eine wirkliche Bindung zu Dörthe hatte sie nicht. Wenn die Freundschaft zwischen Hubert und Achim auseinandergehen würde, zerbräche der Kontakt zwischen ihnen ebenso.

Dörthe stand neben ihrem Mann, vor ihnen Stephan, der nach der kurzen Sitzungsunterbrechung entschlossen wirkte.

Hubert Löffke hatte das Hemd wieder in die Hose gesteckt. Er wirkte kampfeslustig, so, wie er sich selbst gern sah, wenn er seine Auftritte als Anwalt vor Gericht schilderte. Dörthe war duldsam wie immer. Verena sah unbeteiligt auf den Boden.

»Wie sollen wir weiter verfahren?«, fragte Frodeleit laut in die Halle und seine Worte richteten sich weniger an die anderen in der Halle als an Bromscheidt.

»Die Verteidigung stellt einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Frodeleit«, sagte Stephan, legte die Taschenlampe auf den Boden und trat vor.

Frodeleit sah hilflos in die Kamera, doch Bromscheidt regte sich nicht.

»Wie soll der Befangenheitsantrag begründet werden?«, fragte Frodeleit.

»Es besteht Grund zu der Annahme, dass der erkennende Richter parteiisch ist. Er ist mit dem Angeklagten Hubert Löffke befreundet.«

Frodeleit blinzelte Stephan an und schwieg.

»Wie stehen Sie zu dem Befangenheitsantrag des Verteidigers?«, fragte Bromscheidt nach einer Weile. »Sie können nicht bestreiten, dass Sie mit Herrn Löffke befreundet sind. Aber ich verlange, dass Sie gegen Löffke weiter verhandeln. Sie wissen, was ich will.«

Frodeleit nickte.

»Also finden Sie eine Begründung, den Befangenheitsantrag abzulehnen«, forderte Bromscheidt barsch.

Frodeleit gehorchte. Natürlich kannte er die Vorschriften über die Ablehnung eines Richters wegen Befangenheit auswendig. Er war auf die entsprechenden Anträge der Verteidigung vorbereitet, auch wenn er sich nur selten einem Befangenheitsantrag ausgesetzt sah.



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